Reicht es? Reicht, was wir tun? Ist es genug, was Eltern ihren Kindern mitgeben? Ist es genug, was wir als Getaufte an Zuversicht in die Welt bringen? Reicht es, was wir miteinander teilen, was wir machen, damit die Welt gerechter wird? Ist es genug, was wir an Glauben, Hoffnung und Liebe in uns haben? Nein, es reicht nicht! Immer gibt es ein zu wenig, immer ist es unzureichend, was wir tun. Nach menschlichem Ermessen ist es nie genug. An vielen Stellen stoßen wir an unsere Grenzen und erfahren, dass es oft nur Bruchstücke sind, die wir geben. Wissend darum hoffen wir, dass es irgendwie auch noch andere Bruchstücke gibt, die zu dem hinzukommen, was wir geben, dass es Ergänzungen gibt.
Jesus bricht das Brot. Er verteilt Bruchstücke – und setzt damit ein Zeichen. Etwas ist dir in die Hand gelegt – nicht alles. Etwas kannst du tun – nicht alles. Eine Anerkennung der Unvollkommenheit. Die vielen Bruchstücke, die vielen Teile machen das Ganze. „Ein Leib, viele Glieder" sagt Paulus später. Das ist die Logik, die wir kennen: der eine ergänzt die andere, das Ganze besteht aus vielen Einzelteilen, die in sich ihre begrenzte Funktion haben.
Jesus bricht das Brot. Er greift diese Sichtweise auf – und fügt doch etwas – nicht Unwesentliches – hinzu. Das ist mein Leib – ist Sein Wort über das gebrochene Brot: im Gebrochenen ist doch das Ganze. Im zerbrechenden Leib und Leben Jesu leuchtet Ostern auf. Dieses Wort geht über alle Greif- und Begreifbarkeit hinaus: daran kann man nur glauben. Denn dieses Wort gilt nicht nur dem gebrochenen Brot, es gilt all unserem bruchstückhaften Tun. In den gebrochenen Menschen, den nie genügenden, Petrus, Johannes, Andreas, Maria und Magdalena und wie sie alle heißen, leuchtet der ganze Christus auf, ist in ihnen gegenwärtig und wirksam – und eint sie.
Das Brechen und das Austeilen des Brotes in der Eucharistie drückt darum wesentliches aus: liebende Hingabe des Herrn, Vermehrung des Heils im Teilen, Einswerden der vielen in Christus. Der eher pragmatische Gebrauch vorgestanzter Hostien verdunkelt dieses Zeichen. Besser wäre es, große Hostien würden gebrochen und miteinander geteilt. Das Teilen des Einen, das Mit(einander)-teilen seiner Teile und ihr gläubiger Empfang und schaffen Einheit und Zugehörigkeit über Zeiten und Distanzen hinweg.
In dem nie genügenden, das wir versuchen, ist mehr: Kinder ahnen in dem begrenzten Tun der Eltern doch, was vollkommene Liebe heißt; wenn unsere gläubige Zuversicht viel zu gering ist, ist in ihr doch die ganze Kraft des Glaubens erkennbar; und wenn das Gute, was Menschen tun, zu wenig bleibt, ist doch das Gute an sich darin enthalten.
Im Teil ist das Ganze: das ganze Leben ist im Bruchteil einer Sekunde, die ganze Liebe in einer einzelnen Tat, der große Wurf in einem kleinen Schritt.
Jesus bricht das Brot – und es wird reichen!
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