PV Warburg Vor uns steht der Höhepunkt des Kirchenjahres: Die Osterfesttage, die mit dem Gründonnerstag beginnen. Überhaupt ist die Karwoche darauf angelegt, sozusagen „zeitgleich“ mitzuerleben, was Jesus in seinen letzten Tagen erlebt und erlitten hat.
Den Weg Jesu mitgehen bedeutet aber nicht, an etwas längst Vergangenes zu denken und sich daran zu freuen, dass das Leid zu Ende ist. Den Weg Jesu mitgehen bedeutet vielmehr, das Leben Jesu als Spiegel zu nutzen, um das eigene Leben in einem neuen, intensiven Licht zu sehen. Wie viele Themen lassen sich dabei finden …
Gründonnerstag: Jesus ruft seine Freunde zusammen. Er hält mit ihnen das traditionelle, rituelle Mahl. Dieses Mahl wird von ihm aufgegriffen, verändert, neu gestaltet. Er gibt das Brot nicht mehr nur zur leiblichen, sondern auch zur geistlichen Stärkung – zum Zeichen seiner Hingabe, seiner Fürsorge über den Tod hinaus. Jesus „schreibt“ mit seinen Worten und Taten sein geistliches Testament.
Nach dem Mahl geht er hinaus, wartet und betet. Er hat Angst, blutige Angst. Er bleibt sich aber treu und geht den Weg konsequent weiter. Seine Botschaft, sein Zeugnis, seine Liebe ist ihm wichtiger als sein Leben. Und wenn seine Freunde weglaufen – auch an ihnen hält er fest.
Karfreitag: Jesus wird verurteilt – für seine Botschaft, sein Zeugnis, seine Liebe. Ihm gibt seine Gottesbeziehung Kraft – auch wenn er sie nicht mehr spürt. Letztlich bleibt er im Gebet, im Gespräch mit seinem Gott, den er Vater nennt – auch wenn er seine Gottverlassenheit hinausschreit. Und findet in seinen letzten Lebensminuten noch Kraft für die ein oder andere Liebesgeste – für den Verbrecher neben ihn, für seine Mutter …
Karsamstag: Der Tag des Wartens, der Ruhe – des Nichts, das ausgehalten werden muss.
Ostern: Auferstehung. Der Tod behält den Sieg nicht, das Leben setzt sich durch! Gott ist ein Gott des Lebens! Und doch setzt sich das Leben nicht unverändert fort, sondern wird gewandelt. Jesus ist nicht mehr der Freund, der alle Wege mitgeht oder sogar vorangeht. Er wird zu dem, der seinen Freunden nachgeht, sie aufsucht, sie selbständig werden lässt.
Noch viel mehr Themen ließen sich benennen an diesen wichtigen Tagen. Und immer wieder der Blick auf das eigene Leben: Wie sieht das bei mir aus?
Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir aus der Mitfeier dieser Tage eine neue Lebendigkeit unseres Glaubens erhalten – neue Impulse, den Weg mit dem lebendigen Gott weiter zu gehen.
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