Kirche - Arnoldihaus - Burgkapelle

Arnoldihaus

Pfarrheim der Altstadtgemeinde

Die mächtige Fassade des Arnoldihauses an der Bernhardistr. 22 Meter ist das Gebäude hoch, teilweise unterkellert, mit Anbau und sechs Geschossen - die Rede ist nicht von einem modernen Bürogebäude, sondern dem größten Fachwerkhaus Warburgs - das 500 Jahre alten Arnoldihaus in der Bernhardi-Straße. "Es ist schon beeindruckend, zu welchen Leistungen die damaligen Zimmerleute in der Lage waren", sagt Pfarrer Wolfgang Fabian. Der Seelsorger der katholischen St.-Marien-Gemeinde in der Altstadt ist stolz auf sein stattliches Gemeindezentrum. "Es kommen regelmäßig Zimmerleute von den Berufsfachschulen in Lemgo und Kassel vorbei, um sich die faszinierende Balkenkonstruktion anzuschauen", berichtet Fabian. Und Rudolf Bialas, Mitglied des Kirchenvorstands der Mariengemeinde, ergänzt: "Das Arnoldihaus ist so bedeutsam, das es in dem Standardwerk ,Kunstgeschichte des Fachwerkbaus' erwähnt wird." Fabian und Bialas haben sich alle Unterlagen, die sie zur Geschichte des Arnoldihauses finden konnten, zusammengetragen - Fotos, Katasterauszüge, Zeitungsausschnitte Rechnungen und Fachartikel stapeln sich auf dem Schreibtisch des Pfarrers in der Altstadt. Bialas und Fabian breiten Baupläne aus, um die besondere Konstruktiondes Gebäudes zu erläutern: "Das Arnoldihaus ist ein typisches Beispiel für ein Flettdeelenhaus", sagt Bialas und weist auf den großen Innenraum des Hauses. "Diese T-förmige Deele wird Flett genannt. Heute benutzen wir diese zweigeschossige Innenhalle für Feiern oder Basare."

Bekannt ist, dass ein Henrik Lautmann das Haus 1513 errichten ließ. "Wahrscheinlich ein reicher Bauer, der auf den vielen Dachböden sein Getreide lagerte", vermutet Bialas. Hinter dem Haus wurde zeitgleich ein unterkellertes Saalgeschoss-Hinterhaus angebaut, in dem heute die Gemeindebüchereiuntergebracht ist. Wer nach Henrik Lautmann in dem Haus wohnte, ist unbekannt. "Über die ersten 400 Jahre des Hauses wissen wir so gut wie nichts", bedauert Pfarrer Fabian. Die Überlieferung setzt erst wieder im 20. Jahrhundert ein, als der damalige Hausbesizter Josef Friedel in seinem Testament der Mariengemeinde das Haus zusprach. Nach dem Tod des Bäckermeisters und seiner Frau Anna 1936 übernimmt die Kirche Haus und Grund und überlässt es den Schwestern vom St.-Vincenz-Orden. Die vermieten einen Großteil des Gebäudes als Wohnungen und richten im Anbau eine Nähschule ein.

1952 wird das Gebäude Schauplatz eines Mordes. Das Opfer: Die 16-jährige Klara Wendehals. Der Täter ist ein erst 15 Jahre alter Junge, der mit seinen Eltern im damals Friedel-Haus genannten Gebäude wohnte. Der Jugendliche lockte das junge Mädchen, das als Haushaltshilfe für die Vincentinerinnen arbeitete, in die Wohnung seiner Eltern, wo er versuchte zu vergewaltigen.

Weil sich Klara Wendehals wehrte und um Hilfe schrie, würgte er sie und und schlug ihr mit einer Axt den Schädel ein. Danach versteckte er die Leiche im Keller, versuchte zu fliehen, wurde aber bald schon von der Polizei aufgegriffen. Klara Wendehals wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in ihrem Heimatort Daseburg beigesetzt. Von der Kirche wurde das Mordopfer zur Märtyrerin der Keuschheit und als vorbildliches Beispiel der "Mädchenzucht" verklärt. "Viele Ältere kennen die Geschichte noch", berichtet Fabian. Er ist froh, dass dieses traurige Kapitel des Hauses von der positiven jüngeren Geschichte überdeckt wird.

Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wurde 1976 das Pfarrzentrum mit Bücherei, Altentagesstätte und Sitzungsräumenin dem Gebäude eingerichtet. Ein weiterer katholischer Märtyrer - der 1596 in Warburg geborene Jesuitenpater Johannes Arnoldi - gab dem Gebäude seinen neuen Namen. "Heute ist das Haus mit Leben gefüllt und Treffpunkt unserer Gemeinde", sagt Pfarrer Fabian. Sein persönlicher Lieblingsort: Der große Saal in der Flettdeele: "Das historische Ambiente gibt unseren Gemeindefesten ein ganz besonders Flair."