Erasmus-Kapelle auf dem Burgberg Pfarrer Ludwig Hagemann hat die Stelle, wo sich heute die Burgkapelle befindet, einmal als „Pflanzstätte des christlichen Glaubens“ bezeichnet. Hier soll sich die erste Pfarrei Warburgs befunden haben, geweiht dem hl. Apostel Andreas, vielleicht die älteste Andreaskirche Westfalens. Nach einer alten Überlieferung soll von hier aus der hl. Sturmius den Samen des Christentums im Warburger Land ausgestreut haben. Allmählich setzte sich der neue Glaube in den Herzen der Menschen durch und löste damit die Verehrung der heidnischen Gottheiten ab.
Aus alten Chroniken wissen wir auch, dass es Jahrhunderte lang eine Wallfahrt zur Erasmus-Kapelle auf der Burg gab, vermutlich, um ein heidnisches Fest, das früher dort um jene Jahrzeit gefeiert wurde, zu verdrängen. Nach einer anderen Überlieferung soll im Jahr 1676 ein zwölfjähriger gelähmter Junge auf die Fürsprache des hl. Erasmus geheilt worden sein. Daraufhin wurde das Dreifaltigkeitsfest in zeitliche Nähe zum Fest des hl. Erasmus als Wallfahrtstagtag festgelegt, an dem Gläubige von nah und fern zum Heiligtum auf dem Burgberg pilgerten. Der gemeinsame Dreifaltigkeits-Gottesdienst der beiden Warburger Stadtgemeinden erinnert noch heute an diese Jahrhunderte alte religiöse Tradition im Warburger Land.
Pflanzstätten des christlichen Glaubens brauchen wir auch in unseren Tagen. Wo Kirche sich missionarisch versteht, wo der Glaube in unseren Familien, in unseren Gemeinschaften gelebt wird, da wird der Glaube in den Herzen der Menschen als „kleines Senfkorn Hoffnung“ verwurzelt und aufblühen und Früchte tragen.
Die Burgkapelle ist nicht nur ein erinnerndes Zeichen daran, dass das Christentum einmal im Warburger Land Fuß gefasst hat – sie ist auch ein mahnendes Zeichen, diese Tradition in unseren Tagen mit Leben zu erfüllen und den christlichen Glauben und seine Wertvorstellungen durch das gelebte Zeugnis in den Herzen künftiger Generationen einzupflanzen.