PV Warburg Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Viele Menschen brauchen über ihren Vorsatz gar nicht nachzudenken: „Kein Alkohol!“ – „Keine Süßigkeiten!“ – „Abnehmen!“ Diese Palette ist bekannt, und oft wird akzeptiert, wenn das Glas Bier mit der Bemerkung „ist doch Fastenzeit“ abgelehnt wird.
Vielen Menschen, mögen sie sich als religiös bezeichnen oder nicht, finden in den Tagen der Fastenzeit einen Rahmen, der ihnen hilft, einen solchen Vorsatz durchzuhalten. Sie nutzen ihn, um einen Verzicht einzuüben. Um sich zu beweisen, dass sie auch ‚ohne‘ können. Es ist hilfreich, dass das Jahr nicht immer gleich verläuft, sondern auch eine Zeit anbietet, in der es etwas schlichter zugeht, das Weniger akzeptiert wird, das Verzichten einen Wert hat.
Die andere Seite der Fastenzeit ist im offiziellen, liturgischen Titel verborgen: Vorösterliche Bußzeit. Die Zeit, vor Ostern und auf Ostern ausgerichtet, um Buße zu tun.
Buße – ich muss gestehen, dass ich mich mit diesem Wort schwer tue. Vor meinem inneren Auge entstehen Bilder von Bußgewändern (juckend, kratzend auf der Haut), Bußwekzeugen (man peitscht sich selber, tut sich ein Steinchen in den Schuh … tut sich, wie auch immer, weh): Buße ist, sich das Leben so unangenehm wie möglich zu machen. Vielleicht sogar mit Mantras wie: Ich bin klein, ich bin schlecht – ich bin eben ein Sünder.
Am eigentlichen Sinn von Buße geht das aber vorbei. Der biblische Begriff von Buße meint Umkehr, umdenken – weg von allem, was schlecht ist; hin zu allem, was gut ist: Hin zu dem Guten schlechthin, zu Gott. Und als Werke der Buße sind angegeben: Fasten, Beten, Almosen geben.
Fasten: Das ist damit die Abkehr von dem Schlechten – von dem, was mich knebelt, mich und/ oder andere verletzt, nicht ausgewogen und angemessen ist.
Beten: Alle Hinwendung zum Guten, zu Gott, lässt sich so umschreiben.
Almosen geben – vielleicht ist damit ja auch eine Neuausrichtung in die Gemeinschaft hinein, in der ich lebe, zu verstehen. Ohne Aussicht auf eine Gegenleistung verschenke ich etwas an andere.
Mich als Sünder, Sünderin zu betrachten, heißt in diesem Sinne: Wahrnehmen, dass ich der Umkehr, des Neuanfangs bedarf – und dass ich einen Gott habe, der auf mich wartet. Der mir den ersten Schritt leicht macht. Der mir entgegenrennt, sobald ich mich zu ihm aufmache.
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