In Deutschland sind wir zu Recht stolz auf die liturgische Bewegung. Seit mehr als hundert Jahren machen sich Menschen dafür stark, dass wir „ganz normale Christen" immer besser und tiefer an den Gottesdiensten teilenehmen können. Und wenn wir uns die damalige Situation vorstellen: Vorne stand ein Mann mit dem Rücken zur Gemeinde, der lateinische Worte rezitierte. Es war geheimnisvoll. Es war schön. Aber es war auch unverständlich. Und es war eine große Errungenschaft, dass an manchen Orten einige der Texte, die vom Priester auf lateinisch verkündet wurden, gleichzeitig auch auf Deutsch vorgelesen wurden.
Nach dem II. Vatikanischen Konzil setzte in den 70er Jahren die große liturgische Reform ein: Nun durfte auch der Priester die Muttersprache verwenden, wandte sich der Gemeinde zu, wurde ein Volksaltar näher zu den Gläubigen gerückt. Gottesdienste wurden zu einer gemeinschaftlichen Sache.
Diese Bewegung setzt sich nun weiter fort. Laien übernehmen immer mehr Aufgaben in den Gottesdiensten. Laien übernehmen auch Gottesdienstleitung – wie bei den Wort-Gottes-Feiern. Das wird überschattet davon, dass es als Reaktion auf den Priestermangel eingesetzt ist. Weil es nicht genügend Priester gibt, brauchen wir gerade mal mehr Engagement. Die logische Folge dieser Überlegung ist: Sobald es mehr Priester gibt, brauchen wir nicht mehr so viele Laien, also engagierte Männer und Frauen in der Kirche.
Ich bin überzeugt davon, dass Gott uns mit dem Priestermangel auf einen Lernweg führt. Und mir scheint, dass wir lernen sollen: Jede und jeder ist aufgerufen, für seinen Glauben einzustehen! Jeder und jede ist aufgerufen, sich in der Kirche zu beteiligen.
Die Art der Beteiligung kann sehr unterschiedlich sein: In der wohlwollenden Teilnahme, im Mitbeten und Mitsingen. Im Sprechen über Kirche. Im Zeugnis geben über den eigenen Glauben. Aber auch in der Übernahme von Aufgaben und Verantwortung: Einen Text lesen. Eine Andacht vorbereiten. Vielleicht sogar: Sich intensiv auf die Übernahme einer Aufgabe vorbereiten. Gottesdienste leiten. Kommunionhelfer sein. So gestalten Sie und ich Kirche mit – jeder mit dem Maß an Beteiligung, die für ihn oder sie richtig ist. Nicht nur in Gottesdiensten.
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