Und Jesus erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine. Da sagte er zu seinem Weingärtner: Jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen? Der Weingärtner erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er doch noch Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen. Joh 15, 15f
Jetzt wäre ich neugierig, wie Sie den obigen Bibeltext neben dem Plakat zu „Wachstum fördern" gelesen haben. Sie könnten empört sein: Da wird von umhauen gesprochen, nicht vom Wachstum! – Sie können aber auch angetan sein von der Pflege, die der Weingärtner dem unfruchtbaren Weinstock angedeihen lässt. Obwohl er doch schon drei Jahre keine Frucht bringt, will er nochmal alle guten Bedingungen herstellen, damit der Stock noch einmal die beste Chance bekommt, Frucht zu bringen.
Aber ich denke, dass dadurch die Spannung in der Forderung „Wachstum fördern" deutlich wird. Zum einen heißt es nämlich, alles dafür zu tun, damit etwas wachsen kann. Das, was ohnehin schon bewährt ist, soll weiter wachsen können. Das, was sich neu entwickelt, soll keimen dürfen. Alles, was sich im Garten „Kirche" tummelt, soll eine Chance bekommen zu wachsen.
Das Gleichnis Jesu macht aber auch deutlich, dass es dabei Grenzen gibt. Wenn etwas nicht mehr wächst. Wenn es vielleicht schon abgestorben ist, dann wird es „umgehauen", dann bekommt es keine Ressourcen mehr. Das ist ein schmerzlicher Prozess – umso mehr, da die Meinungen auseinander gehen können, wie hier zwischen dem Besitzer und dem Weingärtner.
Der Besitzer meint anscheinend, der Feigenbaum sei schon tot. Der Weingärtner will noch eine allerletzte, gute Chance.
Das Evangelium erzählt nicht, ob sich der Besitzer hat überreden lassen. Wie hätten wohl Sie als Besitzer reagiert?
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